Die Klimaschutzbewegung in Deutschland ist in den letzten Jahren besonders bekannt geworden für ihre Waldbesetzungen. Mit Baumhäusern und verschiedenen Strukturen, wollen die Klimaaktivist:innen auf friedliche Art und Weise, Wälder vor der Rodung bewahren.
Im Dannenröder Forst sollte der Wald, der sich auf einem Wasserschutzgebiet befindet und die Region Hessen mit Wasser versorgt, für jede Menge Beton weichen – hier soll die umstrittene A49 gebaut werden. Angesichts der Klimakrise und der Tatsache, dass Deutschland durchzogen ist mit vielen Strassen und Autobahnen, erscheint es wahnsinnig einen Jahrhunderte alten, gesunden Mischwald zu opfern, damit wenige Autofahrer:innen ein paar Minuten schneller ans Ziel gelangen.
Der Protest der Aktivist:innen konnte zwar viele Menschen mobilisieren und die Klimabewegung stärken, die Rodung ließ sich jedoch nicht verhindern. Mit einem überdimensionierten Polizeiaufgebot wurden die meist jungen Aktivist:innen brutal von Bäumen geprügelt, ihnen drohen mitunter jahrelange Haft – weil sie einen Baum beschützen wollten.
Ich selbst wurde Zeuge vom gewaltvollen, fast schon folterartigen Vorgehen der Beamt:innen. Einsätze von Elektroschockern in 25m Höhe, in Kauf genommene, lebensgefährliche Pendelstürze und täglicher Psychoterror – die Liste der Gräueltaten ist lang und unverhältnismäßig.
Trotzdem ist die Besetzung ein Erfolg, denn mittlerweile gibt es in Deutschland und Polen viele weitere Wald-, Wiesen- und sogar Moorbesetzungen.
Die Umweltschützer:innen verbringen teilweise Jahre in den Strukturen um die Natur zu beschützen, doch sie leben auch einen radikal anderen Lebensentwurf zur heutigen Gesellschaft. Ein Miteinander ohne Hierarchie und Diskriminierungen, alles wird solidarisch geteilt. Ohne den Respekt und ihre gegenseitige Unterstützung, hätten die Aktivist:innen den enormen Druck der Räumung niemals so lange stand halten können.
Ich durfte die Besetzung während der Räumung Ende 2020 dokumentieren.